Freitag, 18. Januar 2019

Trinidad

Morgens werde ich geweckt durch das Traben von Pferden und dem Krähen von allen möglichen Hähnen im Umkreis. Ich habe das Gefühl eine Zeitreise gemacht zu haben.
Der 'lonely planet' hat es so schön formuliert: "Die Stadt hat sich 1859 schlafen gelegt und ist nie wieder so richtig erwacht."
Das Kopfsteinpflaster in der gesamten Stadt macht das Laufen zu einem Drahtseilakt. Wenn du dir etwas anschaust, musst du dich zwingen stehen zu bleiben. Die Furchen sind so groß. Mir fällt auf, es gibt hier kaum Verglasung. Die meisten Fenster sind aus Holz oder vergittert. Eine Glasversicherung in der Hausrat an den Mann/die Frau zu bringen, wäre hier sogar für den klassischen Strukturvertriebler eine Herausforderung - mal abgesehen von den unrealisierbaren Sicherungsanforderungen. Gedanklich gehe ich den Intersec-Bogen durch. Die Punkte der Risikoattraktivität wären hier so hoch, dass jegliche Anfrage an die Direktion zu stellen wäre - oh mann ich fang schon wieder an zu arbeiten 😅

Am ersten Morgen wurde ich zum Frühstück von der Señora "Hauswirtschafterin" mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange begrüßt. Es ist echt so goldig.
Habe mir danach erst einmal ein Fahrrad gemietet. Ein ziemlich cooles Teil eigentlich - 29er Tourenrad, top in Schuss mit Scheibenbremsen und 24-Gang-Ritzel. Auf zum Strand der ca. 10 km außerhalb von Trinidad liegt. Nach langem Vor und Zurück, da der Weg zum Strand nicht so recht ausgeschildert war, hatte ich schon 9 km hinter mir und merkte beim Fahren, dass das Fahrrad so komisch ruckelte. Ich schaute zum Hinterreifen und sah das Dilemma "Shit!" Und nun? Tja, zum Strand hatte ich nun keine Lust mehr, denn nun hatte ich 9 km zu Fuß vor mir und der Planet brannte... Ein Taxifahrer, der die Straße entlangfuhr merkte, dass bei mir etwas nicht stimmte, hielt an und fragte mich wahrscheinlich, (auf Spanisch) ob er mir helfen könne. Er hatte einen kleinen Lada (Stufenheck) und ich zeigte auf mein Rad, so nach dem Motto "Ist ja lieb, aber das Teil muss mit." Er stieg aus, machte den Kofferraum auf und hiefte das Rad hinein. Völlig unnötig zu erwähnen, dass die Hälfte herausguckte. Ich stieg ein, zückte meine Übersetzer-App und tippte ein "Du bist verrückt, aber Danke!" - Er schmunzelte und wollte noch nicht einmal Geld für die Fahrt. Typisch deutsch, wie ich bin, habe ich ihm trotzdem etwas in die Hand gedrückt...
Für Mittwoch habe ich eine Horse-Riding-Tour gebucht. Zuerst wurde ich mit einer stylishen Pferdekutsche von meinem Casa abgeholt. Dann ging es weiter auf dem Pferderücken mit einer Gruppe von anderen Touristen. Hier war auch ein Pärchen aus meinem Casa dabei. Das Interessante, sie kommt aus Littauen und er aus Italy, beide unterhalten sich nur auf English. Das Reiten war so ungewohnt, da ich glaube das letzte Mal vor 25 Jahren auf einem Pferd saß. Auf den ersten Metern bekam ich Panik, wenn mein Pferd anfing zu traben, aber dann war ich eingeritten 😆🙊. Der Weg führte uns durch den Nationalpark: "Topes de Collantes". Wunderschöne bergige Landschaften, vorbei an Kuhweiden und Siedlungen, in denen Menschen wirklich sehr sehr abgeschieden und einfach lebten. Ich muss da im Vergleich an meine luxeriöse Wohnung und mein Leben denken...Aber was ist jetzt besser? Wenn man jeweils nichts von einem anderen Leben bzw. einer anderen Lebensweise weiß...
An einem Wasserfall machten wir Halt. Eine Reiterin vor mir kam in die Nähe eines anderen stehenden Pferdes. Irgendwie konnten die beiden Pferde sich nicht leiden und das Stehende trat nach ihrem. Daraufhin kam ihr Pferd dermaßen ins Schleudern, dass ich dachte, "Oh my Goodness", jetzt fällt sie richtig böse vom Pferd. Man muss dazu erwähnen, dass wir uns auf felsigem und abschüssigem Terrain befanden. Aber sie war super fit und sprang seitlich gekonnt von ihrem schwankenden Untersatz. WOW! Hopefully it will not happen twice!
Nach einem kleinen weiteren Spaziergang mit unserem Fußbus kamen wir zu einem lagunenartigen Idyll. Jedoch war es kein Idyll mehr, denn es waren so viele Menschen darin und darum versammelt, wie bei einem Festival. Schnell ein paar Fotos geschossen und wieder zurück. An unserem Pferdestand gab es frisch gemahlenen Kaffee und da ja alle beim Wasserfall waren, hatte ich es dort ruhig und entspannt. Hier dösten unsere Cowboys, tranken Bier oder Kaffee und warfen sich Sprüche um die Ohren...
Als ich da so gemütlich auf einer Bank an einem Tisch saß, gab es plötzlich ein riesen "PLATSCH" und es fiel eine dicke Kröte vom Dachinneren. Sie sprang dann nochmals jemandem an's Bein. Alle waren so erschrocken und schauten hoch, wo sie denn herkam und dann gab es eine erneute Überraschung, als sich da oben, by the way direkt über mir, ebenfalls eine Schlange ihren Weg auf den Balken bahnte...
Die letzte Station war ein etwas verspätetes Lunch um 15 Uhr. Hier habe ich zum ersten Mal "Maniok" probiert. Es schaute erst aus wie Schwarzwurzel, schmeckte aber wie ganz zarte Kartoffeln (ziemlich reichhaltige "Kartoffel", burns 159/100). Echt super lecker. In den "Main-Restaurants" bekommt man das hier jedenfalls nicht wirklich. Glaube es nur ein einziges Mal irgendwo auf einer Karte gesehen zu haben. Sehr schade, wie ich finde. Aber wenn ich mich auch noch recht an meinen Herrn Prof. Windisch erinnere, dann war das mit dem "Schnick Schnack"-Output so, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt. Die meisten Touristen wollen einfach nur ihre Burger, Pizza & Pasta...
Am Abend kochte dann die Señora de la Casa für uns Gäste. Super lecker, aber viel zu viel... Ich hörte davon, dass der Präsident heute in der Stadt ist. Die Señora stellte den Fernseher an und schon lief ein Bericht darüber. Jedoch bemerkte man in der Stadt selbst nichts davon - keine ausnahmeähnlichen Zustände, wie bewaffnetes Militär o.ä. ...
Den letzten Tag hier verbrachte ich am Strand. Diesmal habe ich mich mit dem Taxi fahren lassen. Auf dem Rückweg ließ ich mich kurz vor der Stadt absetzen, denn dort war eine Art Rummelplatz aufgebaut. Zwar eher für Kinder, aber nicht einmal ich hätte mich auf diese "Attraktionen" getraut...

Hostal "Cubata"



"Lobeda"-Style auf Kuba


da stehen sie alle an, die ganzen WIFI-Junkies, bei der staatlichen Netzanbietergesellschaft "ETECSA"


ich liebe diese Vintage-Fliesen hier überall in den Häusern


...mein Lieblingsrestaurant









links neben mir - mein trabender Untersatz 

eine Baumratte - schaut wie ein Nutria aus




Kühne exportiert nach Kuba


Playa de l' Ancòn






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