Sonntag, 10. Juni 2018

100 km rund um Jena wandern - 33. Horizontale

"Wer kam bloß auf diese grandiose Idee?" - Diese Frage habe ich während des Laufes - ganz besonders auf den letzten Kilometern - ständig gestellt und bekam natürlich prompt von Janine die Antwort: "Na Du!!"
Die Idee zum Lauf kam mir bei einem gemeinsamen "Schnapsanstoßen" mit einem Freund zu Sylvester. 35km haste jetzt schon 2x in Folge erfolgreich absolviert, warum nicht mal 100km wagen?  
Vorweg, dieser Lauf ist wirklich das krasseste was ich je sportlich gemacht habe. #ichhattejakeineahnung

An dem Freitagnachmittag hab ich mich noch einmal für 2-3h schlafen gelegt, war danach aber immer noch hundemüde. Die Temparaturen machten mir Sorgen, denn es war ziemlich heiß mit annährend 30°C.
Janine und ich haben uns bereits vor Wochen Pläne geschmiedet und vorbereitet. Es wurden Energie- und Protein-Riegel gekauft, Schuhe eingelaufen, Sportsachen gekauft und bedruckt. Axel erklärte sich bereit, uns auf Abruf ein paar gepackte "Notfall"-Sachen zu bringen, bspw. Ersatzhose, Ersatzshirt etc...
Um 18:08 Uhr ging es los. Durch das Pennickental zum Fürstenbrunnen und dann nach rechts Richtung Ilmnitz zur ersten Futterstelle in Zöllnitz.
Zum Teil war es schon skurril. Denn auf den schmalen Wanderwegen waren so viele Menschen  #stauimwald.
Am Anfang waren alle noch gut drauf und es tönten lockere Sprüche wie: "Für 35km zieh ich mir nicht einmal Schuhe an" und "Wir laufen nach den 100 km dann noch ganz gemütlich 50km aus". Plötzlich - auf gerade mal dem 5. Kilometer - entschärfte es Janine. Sie stolperte und lag am Boden. Sie hatte sich das Knie aufgeschlagen. Das Blut suppte schon mächtig böse durch die Hose. Sofort waren andere Wanderer zur Stelle. Einer hatte ein Sanipack dabei und versorgte die Wunde professionell. Verband drum und weiter gings. In Zöllnitz angekommen war es bereits dunkel. An der Ersten, von vier Versorgungsstationen, gab es Wasser, Tee und Cola sowie etwas kleines zum Essen - Brötchen Wurst, Schokolade und Energieriegel. Leider gab es hier nur Sprudelwasser - mega unpraktisch bei meinen Trinkwasserflaschen. By the way - ich hatte 2 Trinkflaschen dabei: eine Alu und eine weiche Plasteflasche, welche bei meiner Gürteltasche integriert ist - zusammen 1 Liter. Wie widerlich das Wasser aus der Plasteflasche schmeckt... Hier  in Zöllnitz trafen wir auch auf Enrico, der später startete und wir liefen zusammen weiter. Die nächste Station bei Kilometer 47 in 23 km sollte Ammerbach sein. Mir machte mein rechter Knöchel echt Sorgen, da er schon wieder schmerzte und das bereits sogar schon auf den ersten 10km. Janine machte mir zur Stützung einen kleinen Verband drum, was ein wenig den Schmerz linderte.
Die Stirnlampe saß sehr gut und hatte einen angenehmen Lichtkegel. Nur beim Sprechen musste man aufpassen den Kopf geradeaus zu blickend zu halten - also den anderen dabei nicht anzusehen - denn der sah dann auch nix mehr *lach*....
Es war ca. 23 Uhr, als wir ins Leutratal aufbrachen. Hier schmiss ich die zweite 500er Schmerztablette. Die erste war eine 250er Neuralgin. Der Weg nach Maua war eine völlige Katastrophe: Wir passierten eine Wiese die an einem Hang lag und so steil war, dass wir ständig umknickten und fast abstürzten - Hölle für Sehnen und Bänder.
Enrico ging es gar nicht gut und auf der Höhe Maua machte er eine Pause - wir liefen weiter. Er rief mir noch zu "Wir telefonieren uns zusammen"....
Ich hatte total klebrige und dreckige Hände und weit und breit keine Möglichkeit sie zu säubern. Erst im Leutratal im Bachlauf nutzte ich meine Chance und auch gleich ein bisschen kühles Nass ins Gesicht - herrlich. Aber die Hände klebten nach dem Trocknen immer noch.
Am Cospoth auf einer Bank machten wir kurz rast und genossen dieses beeindruckende Bild von der 'Karawane' aus Stirnlampen, die sich die Wege entlangschlängelte. Das war um 1:20 Uhr - Enrico rief an und meldete, dass er abgebrochen hat und schon zu Hause war.
Um ca. 3:50 Uhr erreichten wir die zweite Futterstelle in Ammerbach. Jetzt war nix mehr taufrisch. Uns schmerzten nun schon mächtig die Füße und mir immernoch und mehr der Knöchel. Unglaublich wie sehr man sich über ein Käsebrötchen und einen heißen (wohlgemerkt Filter-) Kaffee freuen kann. Dieses heiße Getränk hat mich wiederbelebt. Beine hochgelegt und kurz entspannt. Wir haben gar nicht gemerkt wie kühl es geworden ist. Erst als wir wieder starteten, wurde mir schlagartig kalt und meine Finger wurden taub. Erst nach ca. 5km weiter aufwärts wandern spürte ich sie wieder. Mal ganz davon abgesehen, dass die Hände dauergeschwollen waren.
Weiter gehts zur Futterstelle Nummer drei in weiteren 23 km - auf Kilometer 70 in Kunitz. Der Sonnenaufgang war wunderschön. Schnell noch ein Selfie. Zu meiner Überraschung war Müdigkeit kein Thema. Es gab zwar Passagen, da warst Du kraftlos, aber dann schnell einen Riegel reingeschoben und der Motor arbeitete wieder.
 Auf dem Weg begegnet man irgendwie immer den selben Leuten - mal übeholst Du sie, mal überholen sie dich. Hinter uns kichert es ziemlich oft: "Schau mal, coole Shirts, witzig, ist ja toll, hätte ich auch gern..." Wir waren die Einzigen mit einem Spruch-T-Shirt.
Haben hier im Leutratal einen sehr netten Typen namens Alex kennengelernt. Er läuft auch schon ein paar mal und kommt wg. dem Lauf extra aus seiner Heimat Brandenburg zurück nach Jena.
Um 5:00 Uhr Schmerztablette Nummer 3 - Ibu 500er - danach gings einigermaßen.
Ab Kilometer 55 war es für mich nur noch ein einziger Kampf. Jetzt fingen auch noch die Beine/Hüfte an zu schmerzen. Die Haut an den Waden, dort wo die Kompressionsstrümpfe saßen, brannten. Ich hatte eine wage Vorstellung davon, wie meine Beine und Füße aussehen mussten - ich sollte Recht behalten. Man lief eh in mehreren Phasen. Die Schmerzen wurden mal mehr, mal weniger - mal war das Bergan angenehmer, mal das Bergab. "Denk an das Körperteil, was nicht schmerzt"  -  diese Art der körperlichen Konzentration beherrschte ich noch nicht so gut und ich glaube als Vorbereitung auf diesen Lauf ist eine Art Meditationstraining goldwert.
An der Papiermühle angekommen, haben wir noch einmal kurz Rast gemacht. Zuerst dachte ich, wir könnten uns dort noch einmal mit Wasser versorgen. Mir war überhaupt nicht bewusst - mensch seit wann hat die Papiermühle um 7:30 Uhr schon geöffnet?! PROBLEM: ich hatte KEIN WASSER mehr und sollte noch 13km wandern #KATASTROPHE... Zum Glück hatten wir eine Jokerkarte: Axel. Er brachte uns oben am Landgrafen Wasser und sogar frische (Kürbiskern-)Brötchen - ich war im Himmel.  Ab 9 Uhr begann die Sonne schon unerbittlich zu brennen und jeder Meter, jeder Schritt war eine einzige Tortur.
Kurz vor Kunitz brachte uns Axel noch einmal Schmerzmittel-Nachschub. In Kunitz angekommen, waren 70km runtergerockt. Kleine Randnotiz: Es gibt tatsächlich Leute, die sich hier die Zähne putzen #meinemundhygienewarmeinkleinstesproblem  - Ich war fix und fertig. Als ich nach einer kurzen Sitz-/Essens - Pause wieder aufstand, war mir so schwindlig. Das war's. Der Gedanke irgendwo zwischen Kunitzburg und Wogau zu stranden, bereitete mir noch mehr Schmerzen. Ich wusste tief in mir drin, das schaffst Du nicht mehr. Ich brach ab. War jedoch auch gleichzeitig stolz und froh, dass ich aus der 'Kalten' so viele Kilometer am Stück zu Laufen in der Lage war. Denn so weit habe ich es noch nie am Stück geschafft.
Ich bin so beeindruckt, was man alles zu leisten im Stande ist.
Nächstes Jahr bin ich besser vorbereitet....







Startnummer 154 und 254



Cospoth mit Blick auf den Funkturm und der stillen Karawane aus Stirnlampen #gänsehaut

Käsebrötchen und Kaffee an Futterstelle Nummer 2 in Ammerbach #manfreutsichüberdieeinfachstendinge

#sonnenaufgang #schottplatz

Aufstieg zum Landgrafen - mein erstes Mal auf diesem Weg

Futterstelle Nummer 3 in Kunitz  #ichbinamende #70km #aufgabe



Montag, 5. März 2018

Rail about the Schwyz

Am Freitag den 02.03.2018 ging es 7:12 Uhr in den ersten Zug in Ennenda. Erika hatte eine klasse Idee: Mit dem Zug quer durch die Schweiz bis zum Genfer See. Spontan entschieden wir uns im Zug, dank Smartphone-Bahn-App, doch noch einen kleinen Schlenker durch Italien zu machen. Unser Weg führte uns über Pfäffikon - Zürich - Bern - Freiburg - Lausanne - vobei am Genfer See - Montreux - Brig - Domodossola - Bellinzona - Arth Goldau = gesamt ca. 800 km.
Als wir in Zürich umsteigen mussten, hatten wir es ein wenig eilig, da unser Zug verspätet eintraf und nicht wussten, ob der Anschlusszug wartet. Leider war der Bahnsteig meeeeeegaaa überfüllt und ebenso auch die Rolltreppe. Wir standen eingepfercht auf der Rolltreppe und fuhren gemächlich nach unten, als dieser mit einem Schlag aprupt stehen blieb und wir alle fast übereinander gepurzelt wären. Schon komisches Gefühl auf einer Rolltreppe zu gehen, wenn diese steht, nach dem sie gefahren ist ;-D *lach*
Das Wetter war zwar ziemlich diesig und so viel Sicht hatten wir nicht, dennoch war diese Fahrt das Highlight meines Urlaubs. Die Fahrt durch Italien war so beeindruckend. Die Panoramabahn schlengelte sich durch die Berge - vorbei an schneebedeckten Palmen, wahnsinnigen Schluchten und süßen kleine Örtchen und Häuschen.
Als wir nachmittags in Bellinzona ankamen haben wir die Nachrichten verfolgt und es wurde eine  Bombendrohung am Berner Bahnhof gemeldet -  da sind wir früh gegen 10 Uhr noch durchgefahren.
Am Samstag ging es leider für mich schon wieder heim, aber ich komme wieder - keine Frage.



















Mittwoch, 28. Februar 2018

Langlauf in Elm

Ab in die Loipe nach Elm. Was für eine traumhafte Kulisse im Sonnenschein. Leider war die Loipe genauso vereist, wie die Skipiste und ich kam bergauf nicht mehr voran und musste die halbe Strecke laufen. Dann habe ich mich spontan entschlossen, die Gondel hochzufahren und bei diesem Panorama auf der Almhütte ein koffeinhaltiges Heißgetränk zu mir zu nehmen.
Aufgefallen sind mir im Ort, dann diese Briefkästen hier überall in der Schweiz. Diese habe einen klassischen Briefschlitz wie bei uns in Deutschland, aber zusätzlich darunter noch ein Fach, wo ein kleines Päckchen hineinpast. (siehe Foto unten) Erika erklärte mir später, dass der Postbote Päckchen der Größe dort platziert und nur bei Größeren Paketen klingelt. Verrückterweie sind diese Fächer für jeden zugänglich und so habe ich meine Bedenken geäußert. Jedoch meinte sie, dieses System habe sich bewährt und es gäbe keine "nicht autorisierten Wegnahmen".
 
Ämpächli-Hütte
Briefkasten mit Päckchenfach
"Loipe Elm"
Blick auf das Skigebiet Elm
"rabidog"
Elm
Blick von meinem Quartier



Dienstag, 27. Februar 2018

Glarnerland

Nach nunmehr 9 Jahren bin ich wieder zu Gast bei Erika und Marcel in Ennenda. So ein bisschen war es wie Heim kommen. Alles ist vertraut und ich brauchte fast kein Navi. Den ersten Abend haben wir bis 2 Uhr morgens verschnattert - hatten uns ja viel zu erzählen. Am nächsten Tag haben wir einen gemeinsamen Ausflug gemacht zum Bergrestaurant Gamplüt in Wildhaus. AufGrund der Wetterbedingungen waren wir gezwungen, die Gondelbahn nach oben zu nehmen. Nach einer kleinen Stärkung ging es für mich mit dem "Zipfelracer" - eine Art Renn-Plastik-Schlitten - bergab.Ein ziemlicher Adrenalinkick, denn die Pisten waren fast nur vereist und habe mehr als einmal völlig die Kontrolle verloren, was meist dazu führte, dass ich ohne Schlitten auf dem Hosenboden noch einige Meter weiterschlitterte.
Am Montag ging es ins Skigebiet Elm. Die Dame an der Gondel fragte mich nach einer Skikarte zum Aufladen. Mir fiel ein, ich hatte noch die Karte vom Fichtelberg von letzter Woche dabei, war mir aber nicht sicher, ob diese funktioniert. Ich gab sie ihr und es hat dann doch gefunzt.
Rauf mit der Gondel und dem Sessellift, wo ich auf letzterem fast festror - dort oben war an diesem Tag der kälteste Ort in der ganzen Schweiz - annähernd -21°C.
Eigentlich hätte ich es sein lassen sollen, aber ich hatte Fahrriemen... Die Pisten waren völlig vereist und harsch und es ist seit Tagen kein Neuschnee gefallen.
Na ja und es kam wie es kommen musste - es hebelte mich dermaßen dumm aus, trotz Steißschutz prellte ich mir dermaßen den Steiß, dass ich erstmal mit Schnappatmung wie ein Käfer liegenblieb. Den Rest der Piste musste ich laufen, denn es ging gar nix mehr...
Heute habe mich spontan entschlossen eine Pause einzulegen und einen kleinen Spaziergang durch Glarus zu machen. Kurz noch einen leckeren Kaffee getrunken und Schaufenster bestaunt. Hier gibt es allerlei interessante Firmen zu bestaunen, bspw. "Schätti", welche u.a. auch schicke Espressomaschinen produziert, dann die Firma "horgenglarus", eine Stuhl- und Tischmanufaktur.
Gegen Mittag holte ich Erika von der Arbeit ab und durfte einen kleine Besichtigungs-Rundgang durch ihre Firma machen - die "Fäh Maschinen und Anlagenbau AG" - die Firma baut Anlagen für Staudämme - ein klassischer Metallbaubetrieb. Hat mich ein wenig an meine Prüfungsfirma in Hockenheim erinnert. Sehr interessant, denn ich kam wieder mit vielen Einheimischen ins Gespräch.
Danach fuhren wir nach Bilten zur Schau-Schoggi-Herstellung Läderach. Ein familiengeführtes Unternehmen. Dort trafen wir sogar auf den neuen Geschäftsinhaber 3. Generation, Johannes Läderach, welcher mit Sven, dem Sohn von Erika, zusammen in die Schule gegangen ist. Mit Eintritt gab es eine kleinen Porzellanlöffel auf die Hand und erst nach ein paar Rundungen durch die Ausstellung, wurde mir bewusst wozu der da war (siehe Fotos unten). Zum Schluss kamen wir zum wichtigsten Teil des "Schoggi-Erlebnisses" - den Werksverkauf! :-D
Wir hatten noch ein bissi Zeit und besuchten die "Baumwollblüte Ennenda" - eine ehemalige Textilfabrik für Stoffe, auch bekannt für das berühmte Glarner Muster: https://de.wikipedia.org/wiki/Glarner_T%C3%BCechli.
Morgen will ich mal in die Loipe nach Elm...

bergab vom Gamplüt mit dem "Zipfelracer"


Elm



Glarus






reine Kakaomasse - sie war wirklich bitter!

Kakaonibs - mega lecker!

Espressomaschine der Glarner Firma "Schätti"

Museum "Baumwollblüte Ennenda"

Glarner Tüechli

"Du wollen Handtuch kaufen!?"


"safety first"



Öhi mit Hoodie - "it's cool man"